2014 // 3 Days to kill

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Sponskonaut
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2014 // 3 Days to kill

Beitrag von Sponskonaut »

Ich muss gestehen, dass mich echt umgehauen hat, was ich gerade gesehen habe. Allerdings nicht im positiven Sinne - ich bin viel mehr schockiert über dieses Machwerk...


  Handlung
Ethan Renner (Kevin Costner) ist CIA-Agent/Auftragskiller, dem eine Mission in Serbien misslingt. In Paris, wo der todkranke Ethan wieder Zugang zu seiner Ex-Frau Christine (Connie Nielsen) und vor allem zu seiner Teenager-Tochter sucht, die er lange vernachlässigt hat, soll der missglückte Auftrag zu Ende gebracht werden...
So viel erst mal zur Story. Ein kleine Vorwarnung muss ich allerdings allen aussprechen, die nach dem Trailer einen reinen Actioner erwarten: Einen solchen bekommt der Zuschauer bei Weitem nicht geboten! Der Film beginnt zwar als treibender Agenten-Thriller, entwickelt sich im Laufe der Spielzeit aber schnell zum Familiendrama. Und zur Komödie. Und zum Action-Film. [hmm] Nun ja, und genau das ist die Krux bei der ganzen Sache.

Nicht nur, dass der Streifen scheinbar gar nicht weiß, was er genau sein möchte. Diese verschiedenen Genres werden auch einfach nicht homogen miteinander verwoben. Im Prinzip wirkt der ganze Film wie unausgegorenes Stückwerk. Die Szenen, die allesamt aus unterschiedlichen Filmen stammen könnten, werden lieblos aneinandergereiht und alles andere als überzeugend verknüpft. In einer Szene liegt Costner beispielsweise gerade noch mit seiner Ex-Frau im Bett (Drama-Aspekt), wird dann von seiner Chefin angerufen, worauf gleich mal "Gefahr-Musik" einsetzt und er sich unmittelbar in einer Verfolgungsjagd (Action-Aspekt) wiederfindet. Und zwischendrin bekommt man immer mal wieder komödiantische Szenen serviert, die irgendwie sarkastisch sein sollen. Wer die französische Film-Ikone Luc Besson kennt, der wird zwar wissen, dass er sich gerne nicht ganz ernst zwischen den Genres bewegt. Aber was der Franzose hier in Form des Drehbuchs abliefert, ist qualitativ weit von dem entfernt, was er in der Vergangeheit so produziert hat.

Dass Regisseur McG ursprünglich Musik-Videos und Werbespots gedreht hat, merkt man dem Film deutlich an. Gefühlt wird nur auf die einzelnen Szenen und Sequenzen Wert gelegt, ohne darauf zu achten, dass man diese Fragmente ordentlich verbindet oder ineinander übergehen lässt. Gekonnte Regie-Arbeit sieht für mich definitiv anders aus. Selbst die Story von Luc Besson kann diese Katastrophe nicht verhindern. Wobei ich sogar denke, dass das schwache Drehbuch einen nicht gerade kleinen Anteil daran hat, dass der Film einfach nicht zünden will. Was Besson hier präsentiert, ist weder intelligent noch lustig, sondern eher zu gewollt auf skurril getrimmt - was man von ihm schon wesentlich eleganter gesehen hat.

Das schon angesprochene "Stückwerk" ist die eine Sache. Das andere Problem sind die Charakterzeichnungen, die durchgehend klischeehaft und oberflächlich wirken. Keiner Figur wird eine gewisse Tiefe zugestanden und, schlimmer noch, verzettelt man sich mit den Protagonisten teilweise sogar gehörig. Das fällt insbesondere bei der Rolle von Amber Heard auf: Die Blondine wird zu Beginn noch als resolute CIA-Agentin eingeführt, der diese heikle Mission anvertraut wird und die scheinbar "hinter den Kulissen" als Verantwortliche die Fäden ziehen soll. Zu Beginn noch adrett in Business-Kleidung, wird die Gute später nur noch in Latex-Klamotten gesteckt, selbst mit einer Knarre ausgestattet und zur "Femme Fatale" umfunktioniert - und das Schlimmste ist, dass sie das nicht mal überzeugend hinbekommt, sondern qualitativ gar an "Charakterdarstellerinnen" wie Megan Fox erinnert... Man könnte diese Figur sogar als stellvertretend für die Ziellosigkeit der ganzen Erzählung bezeichnen: Man hat keine Ahnung, wo man überhaupt hin will, und wenn man irgendwo ankommt, weiß man nicht, was man da soll...

Kevin Costner muss man allerdings attestieren, dass er noch das Beste aus seiner Aufgabe macht. Ebenso finde ich die attraktive Connie Nielsen noch recht überzeugend, trotz der oberflächlichen Figur, die auch sie verkörpert. Ich vermute einfach mal, dass sich hier die Erfahrung und die Leinwandpräsenz der älteren Akteure auszahlt, auch wenn sie es beide nicht schaffen, gegen das miese Drehbuch anzuspielen.

Positiv hervorheben kann man durchaus noch die actionreichen Szenen und die Pariser Kulisse, die zumindest streckenweise an die guten alten Action-Filme erinnern, die man aus den 80ern und 90ern kennt und die oft in Europa gespielt haben. Ich vermute, dass diese Sequenzen zu einem großen Teil auf den Einfluss von Luc Besson zurückzuführen sind.

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Leider muss ich sagen, dass "3 Days to kill" mitunter das Schlechteste ist, was sich seit Langem gesehen habe. Der Film weiß einfach nicht, was er sein möchte. Ich habe die Vermutung, dass die Zusammenarbeit von Luc Besson, der ja ohnehin schon einen sehr eigenen Stil hegt, und Regisseur McG, der sowieso kein guter Geschichtenerzähler ist, der Knackpunkt bei der ganzen Sache ist. Irgendwie passt diese Kombination einfach nicht zusammen.

Kevin Costner kann man zwar durchaus noch als Lichtblick bezeichnen, aber das war es dann auch schon. Und ich muss gestehen, dass ich wegen dieses Umherirrens zwischen den Genres und der fehlenden handwerklichen Qualität den Streifen gar nicht zu Ende gucken konnte und wollte. Zu schnell hat mich dieses fragmentierte Werk genervt und gelangweilt.

Meine Wertung: [popcorn] von 5 Popcorn-Portionen
"A man is rich in proportion to the number of things which he can afford to let alone.”
- Henry David Thoreau
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