2014 // Veronica Mars

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Sponskonaut
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2014 // Veronica Mars

Beitrag von Sponskonaut »

Der geneigte Veronica Mars-Fan wird ja sicherlich wissen, dass der Spielfilm per Kickstarter-Projekt/Crowdfunding finanziert wurde. Soviel erstmal zur Vorgeschichte der Produktion. Da Jerry O'Connell (zumindest in einer Nebenrolle) auch mit von der Partie ist, packe ich meinen kleinen Bericht mal in diese Kategorie hier.



Und hier ist noch das (ziemlich lustige) Video zur Kickstarter-Kampagne:


  Handlung
Die Geschichte setzt 9 Jahre später an. Veronica lebt mit "Piz" in New York und steht vor der Verpflichtung als Anwältin bei einer rennomierten Kanzlei. Doch dann ist es ihr Ex, Logan Echolls, der sie in die alte Heimat nach Neptune lotst, da er mal wieder in der Klemme steckt und ihre Hilfe braucht. Dass Veronica zu ihrem alten Job findet und dabei auf alte Freunde (und Feinde) stößt, ist unausweichlich. Und spätestens zum Klassentreffen nimmt das Unheil seinen Lauf...
Zunächst sollte gesagt sein, dass der Film tatsächlich eher für die ausgesprochenen Fans der Serie interessant sein dürfte. Sicherlich kann man sich den Streifen auch ohne Vorwissen anschauen, zumal im Vorspann ein bisschen was zur Figur Veronica Mars' erzählt wird und man ihre Geschichte im Schnelldurchlauf Revue passieren lässt. Allerdings könnte es dann wahrscheinlich passieren, dass man als "Nicht-Fan" das Gefühl hat, es mit einem 08/15-Krimi zu tun zu haben, da die ganze Story nicht wirklich "spektakulär" ist. Ich würde es jedenfalls tunlichst vermeiden, jemandem, der die Serie nicht kennt, den Film zu empfehlen.

Seinen Reiz zieht der Spielfilm nämlich primär daraus, dass er ein Wiedersehen mit den liebgewonnenen Serien-Charakteren geworden ist. Kristen Bell bzw. Veronica Mars hat nach all der Zeit - die dritte und letzte Staffel der Serie stammt von 2007 - wirklich nichts von ihrem Wortwitz und ihrem Charme eingebüßt, gleiches gilt für die anderen Protagonisten. Man hat einfach das Gefühl, dass man nahtlos an "die alten Zeiten" anknüpft.

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Wie gesagt, interessant ist der Film eigentlich eher für Fans der Serie, zumal auch ein paar "Insider" miteingebaut wurden. Beispielsweise der Straßenmusiker, der auf der Akustikgitarre den Titelsong trällert. [yeshappy] Lustige Momente halten nicht nur die Haupt-Protagonisten mit ihrem Wortwitz parat, sondern auch der Gastauftritt von James Franco, der sich selbst spielt. Und dass sogar eine Jamie Lee Curtis in einer Nebenrolle zu sehen ist, zeigt, wie populär die Serie (zumindest in den Staaten) war.

Alles in allem ist "Veronica Mars" eine Serien-Episode in Spielfilmlänge geworden, die alle Zutaten zu einem abendfüllenden Streifen rührt, die man (als Fan) schon aus der Serie kennt und lieben und schätzen gelernt hat. Schauspielerisch, erzählerisch und inszenatorisch wieder eine solide Sache, wobei man (bei aller Nostalgie, die aufkommt) schon merkt, dass alles ein bisschen "erwachsener" geworden ist. Der Film fällt teilweise einen Tick düsterer und ernster aus, wobei man absolut nicht behaupten kann, dass man das Ganze "neu erfunden" hätte, wie es bei vielen Remakes und Reboots heutzutage gehandhabt wird.

Aber beispielsweise anhand der Figur des Sheriff Lamb (gespielt von Jerry O'Connell), der im Film der kleine Bruder des getöteten "originalen" Gesetzeshüters sein soll, erkennt man, dass die Macher ein Stück weit versucht haben, den Film auf ein "moderneres" Level zu hieven. Der neue Sheriff, den O'Connell verkörpert, fällt wesentlich "böser" aus als der Vorgänger aus der Serie. Jerry macht das aber ziemlich gut, auch wenn man ihn in solchen Rollen eigentlich überhaupt nicht kennt. Außerdem ist mir aufgefallen, dass viele Figuren, die im Verlauf der Serie entscheidendere Rollen gespielt haben, im Spielfilm (wohl zugunsten der Hauptfiguren) lediglich "Randnotizen" sind. Jedenfalls hätte ich mir gewünscht, dass Charaktere wie Weevil, Wallace, Mac und Keith noch stärker in das Geschehen miteingebunden gewesen wären. Aber wahrscheinlich liegt es schlicht daran, dass man beim "gestutzten" Spielfim-Format Prioritäten setzen musste, während man für die Nebenfiguren in der Serie (schon alleine der Dauer wegen) mehr Möglichkeiten finden konnte.

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Meiner Frau und mir hat der Film jedenfalls ganz gut gefallen, was aber eben der Voraussetzung geschuldet ist, dass wir ohnehin Fans der Serie sind. Wer "Veronica Mars" schauen möchte, sollte sich am besten erstmal mit der Serie befassen, zumal der Streifen sowieso ein Sequel ist. Insgesamt muss ich aber auch sagen, dass die Serie dann doch besser "funktioniert" und ich definitiv der Meinung bin, dass "Veronica Mars" im Serien-Format eine bessere Figur gemacht hat. Klar, man hat alle Zutaten, die VM ausgemacht haben, weitgehend geschickt auf die große Leinwand transportiert, aber in der Serie hatte man schlicht und ergreifend mehr Zeit und Möglichkeiten, einen fesselnderen Spannungsbogen zu ziehen. Besonders im Hinblick auf so eine interessante und komplexe Figur wie Veronica Mars, die vor allem deswegen spannend ist, weil sie sich ständig weiterentwickelt.

Genau das ist dann eben auch der Punkt, an dem das Filmformat krankt und worauf sich meine Skepsis begründet hatte: Das eigentlich Spannende an der Serie war ja eben genau die Tatsache, dass man diese jungen Protagonisten über einen längeren Zeitraum begleitet und ihre Entwicklung beobachtet hat. Gleiches gilt für den jeweiligen "Haupt-Fall", der über jede Staffel konsequent behandelt und weitererzählt wurde. Die ganzen Ermittlungen und Verstrickungen sind in einem "komprimierten" Spielfilm einfach nicht so gekonnt, ausführlich und detailliert unterzubringen wie in einer Serie - was, wie ich finde, die Stärke des Formats war und den großen Reiz ausgemacht hat.

Was unter dem Strich bleibt, ist ein Klassentreffen mit alten Bekannten: Man trifft sich, unterhält sich nett, prostet sich höflich zu und freut sich darüber, die damaligen Weggefährten nach langer Zeit mal wieder zu Gesicht zu bekommen - aber spätestens dann, wenn man wieder getrennte Weg geht, wird einem klar, dass die guten alten Zeiten einfach vorbei sind und eine Begegnung nach so langer Zeit nur ein Aufblitzen von Erinnerungen ist.

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Edit: Was ich dann doch ein bisschen nervig fand, war das offensichtliche und teilweise arg penetrante Product-Placement von Samsung. [rollendeaugen]
"A man is rich in proportion to the number of things which he can afford to let alone.”
- Henry David Thoreau
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