So, nach langer Zeit habe ich mir den Film mal wieder angeschaut und muss sagen, dass ich ihn nach wie vor ganz cool finde.
Schauspielerisch habe ich an dem Streifen nichts auszusetzen, da alle Akteure ihren Job ganz gut machen. Ach ja, fĂĽr alle, die es noch nicht wissen: Den Film hat Frank Darabont gemacht, der sich ja auch schon fĂĽr den Piloten von "The Walking Dead" verantwortlich zeigte. Dementsprechend sieht man auch in einigen Rollen Gesichter aus TWD. Hat man ja oft so, dass Regisseure ihre favorisierten Darsteller in ihre Werke bringen. So sieht man z.B. Jeffrey DeMunn, Laurie Holden oder Melissa McBride.
Der Part mit dem ganzen Gequatsche im Supermarkt war mir zu langatmig und langweilig.
Wie gesagt, genau das ist ja das Interessante an den Geschichten von Stephen King, und das Falscheste, was man machen kann, ist, seine Stories nur auf den Horror-Faktor zu reduzieren. "Der Nebel", der auf der Kurzgeschichten "Im Morgengrauen" basiert, ist mal wieder eine
typische King-Story: mehrere Menschen, die sich in einer Ausnahmesituation wiederfinden und an einem Ort feststecken. Eigentlich kann man sagen, dass diese Grundidee (und natĂĽrlich auch die Umsetzung) eine Parade-Disziplin von King ist.
Es gibt ja etliche Geschichten von ihm, die eine ähnliche Handlung haben. Man denke nur mal an "Under the Dome", "Der Sturm des Jahrhunderts" oder "Langoliers" - und das sind nur ein paar. Was King da immer sehr schön herausarbeitet, ist das Zwischenmenschliche, die Dynamik in der Gruppe, eben die gesellschaftliche Komponente. Jetzt kann es natürlich sein, dass das in "Der Nebel" nicht immer so geglückt ist. Jedenfalls gab es da mehrere Stellen, an denen ich mir dachte, dass sie in der King-Geschichte höchstwahrscheinlich wesentlich tiefergehender und detailreicher erzählt wurden.
Besonders unverständlich war die Sache mit dem Nachbarn des Hauptprotagonisten. Eine Handvoll Leute erzählt ihm was diese im Lagerraum gesehen haben und er glaubt ihnen aufs Messer nicht. Ich selbst würde doch einfach da hingehen und schauen was an der Sache dran ist.
Wie schon mal gesagt, denke ich, dass diese Stelle so ein Beispiel ist. Man muss halt auch hinhören, was der Kerl sagt. Da ist von Vorurteilen gegenüber den Großstädtern die Rede, dazu ist er noch schwarz, und überhaupt scheint er ein recht grantiger Typ zu sein. Ich vermute, dass die Vorgeschichte zu dieser Figur (und natürlich auch ihr "Standing" in der Gemeinde) in der Kurzgeschichte wesentlich detailreicher herausgearbeitet wurden. Dementsprechend fällt die Diskussion um seinen Weggang in der Geschichte von King wahrscheinlich viel dramatischer und tragischer aus. Im Film wird das Ganze wohl einfach zu schnell abgehandelt. Dass er sich selbst nicht von dem Gemetzel im Lagerraum überzeugen will, liegt einfach daran, dass er den anderen nicht vertraut und sich mehr oder weniger als Außenseiter sieht und sich schlichtweg verarscht fühlt.
Ist natürlich jetzt etwas unglücklich ausgefallen, dass man dieses ganze Misstrauen, dass er in sich trägt, darauf kompensiert hat, dass nur
er von diesen Vorurteilen ihm gegenüber erzählt. Das mag dann vielleicht so aussehen, dass er der Uneinsichtige ist und die anderen mehr oder weniger unfair behandelt. Der Grund dafür ist aber der, dass ihm vorab aber genauso ergangen ist. Deswegen kann ich seine Haltung ganz gut nachvollziehen, auch wenn diese Vorgeschichte in der filmischen Adaption nicht visuell erzählt wurde. Da ist die Krux wohl, dass das Film-Format ja oftmals "gestaucht" werden muss. Am stärksten sind die verfilmten King-Stories, die vor allem die gesellschaftliche Komponente thematisieren, immer dann, wenn man ihnen genug Zeit einräumt. "Der Sturm des Jahrhunderts" ist da ein glänzendes Beispiel.
Gleiches gilt sicherlich auch für den Handlungsstrang um die religiöse Fanatikerin (recht überzeugend gespielt von Marcia Gay Harden). Das wird im Film viel zu schnell erzählt, und die ganze Problematik um Religion, Moral und Ethik wird im Film (arg komprimiert) nur mal eben im Gespräch in der kleinen Gruppe abgehandelt. Auch das ist etwas, dass King vermutlich viel detaillierter in seiner Story vermittelt hat.
Was die Tiefe der Erzählung angeht, hätte man zugegebenermaßen wesentlich mehr rausholen können, sodass der ein oder andere Handlungsstrang nachvollziehbarer geworden wäre. Hätte man der Geschichte mehr Raum zum Atmen gegeben (wie z.B. im Dreiteiler "Der Sturm des Jahrhunderts" oder dem fast dreistündigen "Salem's Lot), dann wäre es sicherlich eine richtig grandiose Adaption geworden.
Leider dominieren in Darabonts Adaption eher die Splatter-Effekte und die Horror-Elemente, sodass die eigentliche Intention dieser King-Geschichte (nämlich die sozialkritische Thematik) zu sehr ins Hintertreffen gerät.
Abschließend noch meine Eindrücke zu den Effekten: Die wirken anfangs (respektive die Szene in der Lagerhalle) noch eher "B", während sie sich im Laufe der Spielzeit
wesentlich verbessern. Alles in allem jedenfalls visuell solide inszeniert.
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Prinzipiell ist der Film schon ganz cool, nur hat Frank Darabont es teilweise versäumt, Kings Intention adäquat auf die Leinwand zu transportieren. Trotzdem ein recht abendfüllender Streifen, den man als King-Fan sicherlich mal gesehen haben sollte.
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