1997 // Good Will Hunting

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Sponskonaut
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1997 // Good Will Hunting

Beitrag von Sponskonaut »

Zum Tode von Robin Williams, möchte ich nun meine kleine Rezension hier im Forum loswerden. Gewählt habe ich dafür den Film, der in meiner "Favoriten-Liste" nach wie vor unangefochten auf Platz 1 steht: Good Will Hunting. [yeshappy] Und da ich zum Tode von Robin Williams ohnehin gerade seine besten Filme mal wieder schaue, hat es sich angeboten, diesen "All-Time-Favorite" auszusuchen.


  Handlung
Will Hunting (Matt Damon) ist ein Arbeiter-Junge aus Süd-Boston, der meist nichts Besseres zu tun hat, als mit seinen Kumpels in Bars abzuhängen oder Prügeleien anzuzetteln. Sein Vorstrafen-Register hat eine beachtliche Länge, und man würde diesem jungen Kerl aus der Arbeiterklasse nie zutrauen, dass er ein gebildetes Mathe-Genie ist. Als Mathematik-Professor Gerald Lambeau (Stellan Skarsgård) das Problemkind (durch richterliche Auflage) unter seine Fittiche nimmt, er außerdem dazu verdonnert wird, sich einer Verhaltens-Therapie bei Sean Maguire (Robin Williams) zu unterziehen und dann noch auf die hinreißende Skylar (Minnie Driver) trifft, wird sein Leben auf den Kopf gestellt, und er wird gezwungen, sich mit seinem Ich auseinanderzusetzen...

Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, als ich den Film zum ersten Mal gesehen habe. Es muss sogar noch auf VHS gewesen sein, wenn mich mein Gedächtnis nicht täuscht. [zwinker] Auf jeden Fall weiß ich noch, wie sehr mich dieser Streifen von Regisseur Gus van Sant, von dem auch der nicht minder interessante Film "Forrester - Gefunden!" stammt, der in eine ähnliche Kerbe schlägt, umgehauen hat - weil er soviele Emotionen hervorruft.

"Good Will Hunting" ist ein mitreißendes Drama, das von seinen Dialogen und den tollen Charakterzeichnungen lebt. Matt Damon mimt das verkappte "Arbeiterklassen-Genie" einfach sehr authentisch, und auch Robin Williams, der für sein Spiel verdient den Oscar als bester Nebendarsteller einheimsen durfte, macht hier den Job seines Lebens. Und ich denke, dass man mit Fug und Recht behaupten kann, dass diese Rolle zweifelsohne die beste Darstellung seiner gesamten Karriere ist! Natürlich ist die Figur des Sean Maguire in diesem Drama eher ernst und tragisch angelegt, aber wenn man nicht schon nach "Der Club der toten Dichter" die Feststellung gemacht hat, dass Williams weitaus mehr kann, als alberne Figuren zu verkörpern, dann weiß man es spätestens mit "Good Will Hunting".

Was den Streifen so interessant und packend macht, sind vor allem diese feinen Schlüsselmomente, die meist aus dem Zusammenspiel von Damon und Williams entstehen. Die beiden harmonieren so perfekt vor der Kamera, wie man es (in dieser Deutlichkeit) nur selten in Hollywood-Filmen findet. Man muss nur mal an die Szene im Park am Wasser denken, in der Robin Williams' Figur Sean ja eigentlich einen Monolog führt, in dem er so treffend Wills Charakter analysiert. Ein grandioser Auftritt, der zu Tränen rührt! Oder auch das entscheidende Gespräch im Behandlungszimmer...

Aber auch die Nebenrollen sind glänzend besetzt: Minnie Driver verkörpert glaubwürdig die zuckersüße Skylar, die an Will einen Narren gefressen hat, aber merken muss, dass sie an ihre Grenzen stößt, wenn sie zu ihm durchdringen möchte. Oder auch Stellan Skarsgård, in der Rolle des verbissenen Mathematikers, der zuviel von sich auf Will projiziert, ohne es zu merken, spielt hier mehr als überzeugend auf. Und letztlich ist da noch Ben Affleck, über dessen schauspielerisches Talent ja gerne mal hergezogen wird, der als Wills bester Freund aber auch glänzen kann. Auch ihm kommt in einer gemeinsamen Szene mit Matt Damon die Ehre eines Schlüsselmoments zuteil.

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Was den Film aber für mich so wertvoll macht, ist das Drehbuch, für das die beiden Kumpel Matt Damon und Ben Affleck hochverdient den Oscar geholt haben. Die beiden erzählen hier eine packende Außenseiter-Geschichte, die so viele Facetten beinhaltet, wie sie auch das wahre Leben parat hält. Es geht um Freundschaft, Verantwortung, Liebe und zu einem sehr großen Teil um Selbstreflexion und Selbstfindung. "Good Will Hunting" setzt klar auf psychologische Aspekte, ist aber keinesfalls eine langweilige Charakterstudie, sondern ein spannend anzusehendes "Entwicklungs-Drama", das von seiner liebevollen Erzählung und den grandiosen schauspielerischen Leistungen lebt.

Sympathisch ist aber auch die Tatsache, dass man es nicht mit einer gefälligen "Hochglanz-Hollywood-Schmonzette" zu tun hat, sondern eher mit einer (nicht nur wegen des relativ niedrigen finanziellen Budgets) liebevollen Independent-Produktion, die durch andere Werte zu überzeugen weiß und der man das Herzblut, das reingesteckt wurde, förmlich ansehen kann. Würde ich dieses Werk in kurzen Worten beschreiben müssen, dann würde ich sagen, dass es ein "kleiner, aber doch so großer" Ensemble-Film geworden ist, der tragische, lustige und dramatische Szenen bereithält - ganz so wie es im richtigen Leben auch der Fall ist. [yeshappy]

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Für den "Independent-Charme" von "Good Will Hunting" ist letztlich auch der fein gewählte Soundtrack verantwortlich, der vor allem durch die Songs von Elliott Smith getragen wird, einem Singer/Songwriter aus der Indie-Szene, der leider ebenfalls nicht mehr unter uns weilt, zu meinen Lieblings-Musikern zählt und eine Reihe von grandiosen Alben hinterlassen hat.



Smiths Stücke sprudeln nur so vor Melancholie, sind aber gleichzeitig auch hoffnungsvoll - was letztlich auch genau das ist, was diesen unglaublichen Film charakterisiert. [yeshappy]

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Ich kann gar nicht mehr genau sagen, wann ich "Good Will Hunting" das letzte Mal gesehen habe, kann aber guten Gewissens behaupten, dass der Film rein gar nichts an Reiz verloren und der "Wow-Effekt" nach all den Jahren kein Stück nachgelassen hat. Die Story reißt mich immer noch mit, rührt mich zu Tränen, hinterlässt den Zuschauer aber am Ende trotzdem nicht mit einem Kloß im Hals, sondern vielmehr mit dem bekannten "Silberstreif am Horizont". Mich begeistert dieses grandiose Werk heute noch, und wer die (meiner Meinung nach) stärkste Darstellung - gleiches gilt für Matt Damon - des kürzlich verstorbenen Charakter-Mimen Robin Williams sehen will, der sollte sich diesen wunderbaren Film auf jeden Fall zu Gemüte führen! [yeshappy]

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"A man is rich in proportion to the number of things which he can afford to let alone.”
- Henry David Thoreau
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