2010 // Womb

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Sponskonaut
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2010 // Womb

Beitrag von Sponskonaut »

Kürzlich habe ich den Film "Womb" entdeckt, den ich mir vorgestern nun endlich mal angeschaut habe. Es handelt sich dabei um ein "Sci-Fi-Drama", wobei der Fokus hier eindeutig auf dem tragischen Teil der Geschichte liegt. Gewundert habe ich mich aber schon, dass ich den Streifen, der von 2010 stammt, erst jetzt entdeckt habe - zumal mich dieser Genre-Mix ohnehin stark anspricht.


  Handlung
Die 9-jährige Rebecca lernt (auf einer Insel, die nicht namentlich genannt wird) den 10-jährigen Tommy kennen. Da Rebeccas Mutter beruflich wegziehen muss, trennen sich die Wege der beiden Kinder - ohne dass sie sich noch ordentlich voneinander verabschieden können. Als erwachsene Frau kehrt Rebecca eines Tages zurück, und die beiden knüpfen da an, wo sie als Kinder aufgehört haben. Als Tommy bei einem Autounfall tödlich verunglückt, entschließt sich die Hinterbliebene, den Klon ihres Freundes selbst auszutragen...
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Vorab: Keine Angst, dass ich die Handlung oben schon erwähnt habe! Ich habe da keineswegs "gespoilert", sondern nur mal die Rahmenhandlung erzählt, sodass jeder selbst entscheiden kann, ob die Story was für ihn/sie ist. Das eigentlich Spannende an der Geschichte ist das, was sich nach Rebeccas folgenschwerer Entscheidung entwickelt... Ich kann jedenfalls guten Gewissens sagen, dass mich der Film regelrecht umgehauen hat! [yeshappy]

Zunächst hatte ich das Gefühl, dass die Story sehr schnell vorangebracht werden soll. Besonders das Kennenlernen der beiden Heranwachsenden fällt auf den ersten Blick relativ "komprimiert" aus, was aber der Tatsache keinen Abbruch tut, dass man irgendwie mit den Protagonisten mitfühlen kann. Wenn man aber berücksichtigt, welch eine "Wucht" die Erzählung im weiteren Verlauf entwickelt, dann lässt sich über diese klitzekleine "Schwäche" locker hinwegsehen.

Was den Film in meinen Augen so wertvoll macht, sind die vielen (vor allem moralischen) Fragen, die aufgeworfen werden: Wie weit darf Mutterliebe gehen? Ist Mutterliebe in jedem Fall stärker als jede körperliche und sexuelle Anziehungskraft bzw. die Liebe zu einem anderen Menschen? Wie einzigartig ist ein Lebewesen, respektive der Mensch tatsächlich?

All diese Fragen bündelt diese Geschichte in einer einzigartigen Weise. Da gibt es viele Szenen, die diese diskussionswürdigen Fragen in aller Intensität aufwerfen. Beispielsweise dann, wenn die "Mutter" ihren "Sohn" liebkost, wenn sich beide körperlich näherkommen. Aber auch die gesellschaftliche Akzeptanz von Klonen wird thematisiert, wobei man dazusagen muss, dass dieses Thema später dem Mutter-Sohn-Aspekt ein bisschen weichen muss. Sicherlich hätte man das Soziale noch detailreicher ausführen können. Da das aber augenscheinlich nicht die Intention der Filmemacher war, und die eigentliche Geschichte derart eindringlich formuliert wird, wurde dieser Aspekt letztlich doch mehr als ausreichend behandelt.

Sehr gekonnt umgesetzt ist definitiv das Visuelle. Die ganze Küsten/Insel-Landschaft erzeugt eine merkwürdig mystische und bedrückende Atmosphäre, die den goldrichtigen Rahmen um diese faszinierende Story spannt. Ich finde jedenfalls, dass es sehr beeindruckende und vor allem passende Bilder sind, die der Regisseur da gewählt hat. Score ist im gesamten Film relativ wenig vorhanden, was, wie ich finde, aber auch die richtige Entscheidung war. Die Bilder und vor allem die Schauspieler tragen die Geschichte ganz allein, sodass wahrscheinlich zuviel Filmmusik das Ganze eher zerrissen als ihm gutgetan hätte.

Zum Schluss noch ein paar Worte zu den Schauspielern: Insbesondere Eva Green, die den meisten wahrscheinlich als Bond-Girl an der Seite von Daniel Craig in "Casino Royale" ein Begriff sein dürfte, macht hier einen grandiosen Job! Ihr Spiel ist derart intensiv und überzeugend, dass einem wahrlich die Spucke wegbleibt. Jedenfalls ging es mir und meiner Frau so, als wir den Streifen geguckt haben. Aber auch der restliche Cast liefert eine absolut solide Leistung ab. Ich würde die Besetzung guten Gewissens als goldrichtig bezeichnen. Man hat einfach das Gefühl, dass "was rüberkommt". Es ist schwer in Worte zu fassen...

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Ich will jetzt eigentlich nicht noch mehr Worte verlieren, weil "Womb" ein Werk ist, das man einfach gesehen haben muss, das "wirken" muss. Eindringlich inszeniert, werden hier grundsätzlich moralische Fragen aufgeworfen, über die man generell stundenlang diskutieren könnte. Die Story ist definitiv interessant, die Inszenierung von vorne bis hinten eine runde und stimmige Sache, und schauspielerisch wird hier ebenfalls eine Top-Leistung abgeliefert. [daumen]

Wer auf Sci-Fi-Dramen steht, sich auch für psychologische Geschichten erwärmen und dazu noch was mit emotionalen Erzählungen anfangen kann, der sollte sich diesen Film auf keinen Fall entgehen lassen!

Meine Wertung: [popcorn] [popcorn] [popcorn] [popcorn] [popcorn] von 5 Popcorn-Portionen

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P.S.: Auch hier kann ich vor allem Marty mal wieder eine persönliche Empfehlung aussprechen! [zwinker] Falls du den Streifen noch nicht gesehen hast, hole das unbedingt nach!
"A man is rich in proportion to the number of things which he can afford to let alone.”
- Henry David Thoreau
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