So, nun bin ich tatsächlich durch und will mal mein Fazit unter die Serie ziehen.
Erzählerisch und inszenatorisch war ich insgesamt sehr beeindruckt. "Night Sky" stellt auf so menschliche Weise die großen und kleinen Fragen des Lebens, präsentiert mal plakativer und mal subtiler die eine oder andere Philosophie – und das angenehm zurückgenommen inszeniert, ohne viel Tamtam und dafür mit pointierteren Effekten.
Ich mochte vor allem die Emotionalität und wie behutsam mit den Figuren und ihren persönlichen Dämonen umgegangen wurde. Was anscheinend genau der Aspekt ist, den viele als "langweilig" oder "langatmig" empfunden haben, wenn man sich die Stimmen zur Serie mal durchliest. Was das Ganze für mich aber erst so wertvoll macht. Wenn ich ehrlich bin, dann war es mir zum Ende hin tatsächlich schon zu viel Mystery-Aspekt, als dann noch mehr Protagonisten dazukommen. Ich finde, das hat der Erzählung irgendwie ihrem ureigenen Charakter beraubt, den man nach den ersten Folgen ruhig noch weiter hätte verfolgen können. Tatsächlich hätte ich mir noch mehr "Drama" gewünscht. Wie gesagt, muss wohl auch ein Stück weit an meiner Erwartungshaltung liegen, weil ich eben eine Art Kammerspiel mit Simmons und Spacek erwartet hatte. Insgesamt dennoch eine recht runde Sache.
Allerdings würde ich jedem, der Interesse an der Prämisse hat, eher davon abraten, die eine Staffel zu gucken. Denn am Ende bleiben doch zu viele Fragen offen, als dass man das Staffelfinale auch als Abschluss sehen könnte. Nicht mal mit viel gutem Willen. Man merkt einfach, dass die Macher noch viel mehr im Sinn hatten und der erste Durchgang nur der Anfang für eine noch epischere Erzählung war. Wobei ich mich frage, wie es für die beiden Hauptfiguren weitergegangen wäre. Ich vermute, dass der Fokus immer mehr von Irene und Franklin abgerückt wäre – zu Gunsten der anderen Handlungsstränge. Und genau das hätte ich ein bisschen schade gefunden. Aber letztlich wurden für meinen Geschmack dann doch zu viele neue "Baustellen" aufgemacht. Sehr schade.
Trotzdem hat mir die Serie (vor allem zu Beginn) sehr viel Spaß gemacht. Sowohl tonal als auch inszenatorisch. Hat mich tatsächlich auch ein bisschen an Christopher Nolan erinnert, wenn auch mit weniger Bombast. Ich kann mich nur wiederholen: Wirklich verdammt traurig, dass so tolle Formate fast schon zum Scheitern verurteilt sind, weil sie letztlich zu "anspruchsvoll" sind. Ganz ehrlich? Ich kann so langsam den Geschmack des Streaming-Publikums nicht mehr so richtig nachvollziehen. Andere Serienformate, die sich schnell erschöpft haben, werden geschröpft, bis es nicht mehr geht. Frischere und intelligentere Produktionen schaffen es nicht weiter als eine oder zwei Staffeln. Will mir einfach nicht in den Kopf.