Zunächst mal muss erwähnt sein, dass "Quälende Erinnerungen" das Erforschen der Welt, in der sich die Truppe befindet, komplett außen vor lässt. Was man in der Vergangenheit oftmals als Makel ansehen konnte, macht in diesem Fall aber wirklich Sinn, weil die Folge zum Staffelauftakt (auch wenn es "schon" die zweite Episode ist) stattdessen das einzig Logische tut: sich eingehend mit den neuen Figuren zu beschäftigen!
Da wäre zum einen Dianas Begegnung mit ihrem Double und wie sehr sie dieses Aufeinandertreffen beschäftigt. Sie macht sich wirklich Gedanken um das Leben ihrer Doppelgängerin, zieht Parallelen zu ihrem eigenen Leben und muss sich erst noch mit den grundlegenden und ungeschriebenen "Slider-Gesetzen" anfreunden. Das bedeutet bspw., dass man die Entwicklung, die eine andere Welt genommen hat, auch mal akzeptieren muss. Oder auch, dass man das Leben anderer nicht immer beeinflussen oder "verbessern"
muss. Sehr prägnant wird das in Szene gesetzt, als Diana, auf Geigers Drängen hin, mehrere Welten "überlappt" und damit nicht nur dafür sorgt, dass Geiger (im Vollbesitz seines Körpers) auf dieser Welt existieren kann, sondern auch, dass ihre Doppelgängerin sich zu einem völlig anderen Menschen entwickelt hat. Als sie dann noch von dieser Welt sliden muss, ohne das Ganze wieder rückgängig gemacht zu haben, muss sie sich selbst natürlich noch mehr infrage stellen...
Darstellerisch fand ich das von Tembi Locke schon sehr stark, und auch das Zusammentreffen mit ihrem Mentor Dr. Geiger sollte nicht unerwähnt bleiben. Auch hier wird wieder die enorme Leinwand-Präsenz von Peter Jurasik bemerkbar. Geiger weiß genau, wie er Diana zu manipulieren hat - ich finde, dass Locke mit Jurasik hier bestens harmoniert. Jedenfalls fand ich die Szenen, die die beiden zusammen haben, sehr eindringlich und "emotional spannend". Ich muss zugeben, dass ich das so gar nicht mehr in Erinnerung hatte.
Ebenfalls sehr prägnant für diese Folge ist der Fokus, wenn auch nicht so stark wie auf Diana ausgerichtet, auf Mallory. Zuerst versucht Maggie ja immer wieder, den alten Quinn aus ihm herauszukitzeln, bis sie dann einsehen muss, dass das wahrscheinlich gar nicht geht. Als Remmy und Maggie dann gemeinsam in der Chandler-Bar sitzen und die Erinnerungen an Quinn und Colin Revue passieren lassen, hatte ich schon irgendwie das Gefühl, dass hier dem Zuschauer der definitive Abschied von diesen beiden Charakteren verdeutlicht werden sollte.
Außerdem hatte ich das Gefühl, dass die Autoren Mallory dem Zuschauer ein bisschen näherbringen wollten, indem sie ihn ein bisschen zum "Opfer" hochstilisieren. In einer Szene, als Remmy und Maggie mal wieder Diana dazu drängen, die beiden Quinns voneinander zu trennen, fragt Mallory:
Was, wenn nur ein Quinn bei diesem Versuch herauskommt? Welchen wollt ihr dann?
Jetzt kann man natürlich mutmaßen, dass diese Frage auch indirekt an die Zuschauer gerichtet gewesen sein könnte, aber soweit möchte ich nicht gehen. Die unausgesprochene Antwort an Remmy und Maggie, die ebenso für die Zuschauer gilt, ist aber: "Jetzt bin ich aber nun mal da. Akzeptiert es oder lasst es bleiben!"
![Zwinker [zwinker]](http://seriengeeks.de/images/smilies/129_zwinker.gif)
Dass die Autoren auch die menschliche Seite von Mallory ein bisschen herausgestellt haben, indem sie ihn mit seinen Kindheitserinnerungen konfrontieren, ist auch noch ein weiteres Indiz dafür, dass diese Figur dem Zuschauer ein wenig näher gebracht werden soll. Prinzipiell würde ich sgen, dass das (zumindest im Ansatz) auch funktioniert, weil es ganz liebevoll in Szene gesetzt wurde.
Sehr schön fand ich auch, wie Maggie später auf dem Hotelzimmer im Prinzip die ganze Message dieser Episode zusammenfasst:
Versuch nicht, jemanden zu etwas zu machen, was er nicht ist.
Maggie sagt das in Bezug auf Dianas Absicht, das Leben ihrer Doppelgängerin zu beeinflussen, gleichzeitig blickt sie dabei aber auch auf Mallory, was bedeutet, dass sie selbst zu dieser Einsicht gelangt ist. Wie gesagt, ich finde, dass das
die Schlüsselszene der Folge ist, weil sie die Intention der ganzen Geschichte gnadenlos auf den Punkt bringt.
Sehr schön fand ich auch auf der einen Seite die ruhigen Gespräche zwischen Maggie und Mallory, und auf der anderen genauso die zwischen Remmy und Diana. Die beiden Erfahrenen versuchen da, den beiden Neulingen die "Philosophie" des Slidens nahe zu bringen. Ich finde es auf jeden Fall passend, dass man diese "Eingewöhnungsphase" der beiden Neuen nicht einfach übersprungen, sondern so deutlich thematisiert hat.
Widersprechen muss ich abschließend auch noch den "Maggie-Kritikern" hier im Thread.
![Jaaaa! [yeshappy]](http://seriengeeks.de/images/smilies/131_yeshappy.gif)
Ich finde überhaupt nicht, dass sie "zickig" daherkommt. Man muss bedenken, wie sehr sie Quinn vermisst, zumal sie ja quasi ein ganzes Leben miteinander verbracht haben! Ich sage nur "Blasenwelt". Da ist es nur verständlich, dass sie lange darauf hofft, ihren Quinn wiederzusehen. Alles in allem muss man aber sagen, dass sie sich komplett zu einem anderen Menschen entwickelt hat. Von der karrieregeilen kalten Militär-Frau ist prinzipiell gar nichts mehr übrig geblieben, was sich auch im Gespräch mit Mallory bemerkbar macht: Freundschaft ist für sie mittlerweile das Wichtigste. Wer an dieser Figur jetzt noch was Unsympathisches finden kann, der hegt wahrscheinlich aus verschiedenen Gründen eine grundsätzliche Antipathie gegenüber der Figur - oder auch vielleicht der Darstellerin gegenüber.
Auch wenn ich rückblickend wahrscheinlich eine eher negative Meinung zur 5. Staffel hatte, sind die ersten beiden Episoden schon recht stark ausgefallen, auch wenn die "Basis-Idee", nämlich das Sliden, grundsätzlich erstmal von der ganzen "Dimensions-Überlappungs-Geschichte" abgelöst wurde. Darstellerisch überraschend stark fand ich Tembi Locke, während ich Robert Floyd nach wie vor kein gutes Zeugnis ausstellen kann, was seine schauspielerische Leistung angeht.
Alles in allem kann ich "Quälende Erinnerungen" aber guten Gewissens zu den besseren Sliders-Folgen zählen, auch wenn man sich sicherlich erstmal mit den neuen Charakteren anfreunden muss. Wahrscheinlich wäre das noch leichter gefallen, wenn man statt Robert Floyd einen talentierteren Darsteller gecastet hätte, der nicht so offensichtliche Probleme mit der Darstellung einer "gespaltenen Persönlichkeit" - denn nichts anderes ist diese Verschmelzungs-Sache ja - gehabt hätte.